Definitionen des Wissensmanagements

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Fragen wie: »Was ist Wissen?« oder »Wie betreibe ich Wissensmanagement?«, lassen eine Vielzahl von Antworten und Interpretationen zu. In der gängigen Literatur findet sich jedoch weder eine einheitliche Definitionen für den Begriff »Wissen« noch für jenen des – noch relativ jungen – »Wissensmanagements«.

Vielmehr entscheidet der Kontext über die jeweils relevante Definition. Der vorliegende Leitfaden zielt demnach auf eine Optimierung des Nutzens von Wissen und Wissensmanagement für die MitarbeiterInnen der öffentlichen Verwaltung ab; somit orientieren sich die nachfolgenden Definitionen an diesem Ansatz.

Wissen ist nichts Materielles, sondern ein Produkt des Denkens, Handelns und Lernens von Personen sowie die Kommunikation zwischen Personen. Es bezeichnet die Gesamtheit der individuellen Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten, die Personen zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst sowohl theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. Um den unterschiedlichen Arten von Wissen gerecht zu werden, unterscheidet man grundsätzlich zwischen implizitem und explizitem Wissen (Probst, et al., 2006).

Explizites Wissen ist formulierbares und reproduzierbares Wissen. Es kann ohne Schwierigkeiten durch eine formale, systematische Sprache, etwa durch Wörter und Zahlen, vermittelt werden. Es kann in seiner Anwendung logisch nachvollzogen und beschrieben werden und stellt deshalb spezifisches oder methodisches Wissen dar (Polanyi, 1966).

Information ist die notwendige Voraussetzung zur Generierung von Wissen und stellt einen Fluss von Nachrichten bzw. Daten dar. Durch die Verknüpfung einer Information mit bereits vorhandenem Vorwissen, kann die Information interpretiert und Bestandteil der persönlich verfügbaren Handlungsschemata werden; Information wird zu Wissen (Kogut, et al., 1992).

Individuelles Wissen ist an eine Person oder an einen exklusiven Personenkreis gebunden.

Kollektives Wissen ist von einzelnen Führungskräften oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unabhängiges Wissen der Organisation. Kollektives Wissen bedeutet nicht, dass jeder Mitarbeiter über dieses Wissen verfügen muss (Probst, et al., 1997).

Implizites Wissen hat eine persönliche Qualität, durch die es nur schwer »formalisierbar« und vermittelbar ist. Es ist verborgenes, schwer artikulierbares Wissen. Zudem ist es stark in den damit verknüpften Handlungen, Verpflichtungen und Mitwirkungen innerhalb eines spezifischen Kontextes begründet (Know-how, Erfahrung, Expertise) (Polanyi, 1985).

Individuelle Kenntnisse und Fähigkeiten sind jene Fähigkeiten von Menschen, welche es ermöglichen, aus der Beurteilung von Informationen Handlungen zur Herbeiführung eines angestrebten Ergebnisses zu setzen.

Organisationale Kenntnisse und Fähigkeiten sind die Fähigkeiten einzelner Menschen, ihre Rolle in einem Team auszuüben und damit ihr Zusammenwirken in einer Organisation zur Erreichung der Organisationsziele zu gestalten (Probst, et al., 2006).

Informationsmanagement umfasst das Leitungshandeln in einer Organisation, in Bezug auf die Bereitstellung und Nutzung der »informationsinhaltlichen« (Datenbanken etc.) und »informationstechnologischen« (Hardware, Software etc.) Infrastruktur und der darauf basierenden Systeme. Die richtige Information soll zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitgestellt werden und ein Beitrag zur Erreichung der Organisationsziele leisten (Kuhlen, et al., 2014).

Wissensmanagement beschäftigt sich mit dem Erwerb, der Entwicklung, dem Transfer, der Speicherung sowie der Nutzung von Wissen (Katenkamp, 2001). Es ist die Gesamtheit organisationaler Strategien zur Schaffung einer »intelligenten« Organisation.

Diese Strategien umfassen:

  • die Person: Kompetenzen, Ausbildung und Lernfähigkeit der MitarbeiterInnen,
  • die Organisation: Schaffung, Nutzung und Entwicklung einer kollektiven Intelligenz bzw. eines »collective mind« sowie
  • die technologischen Infrastruktur: Effizient und effektiv gestaltete, d. h. an die Bedürfnisse der Organisation angepassten, Kommunikations- und Informationsinfrastruktur (Willke, 2001).

Die Integration der Begriffe Daten, Information und Wissen in einer Wissenstreppe verdeutlicht, dass Wissen allein im Organisationskontext nicht der angestrebte Endzustand ist. Wissen gewinnt erst durch sein zielgerichtetes Management einen Wert für den öffentlichen Dienst; wenn es nämlich dazu beiträgt, die Effizienz und Effektivität der Leistungserbringung zu steigern.


Abbildung 1 zeigt die Wissenstreppe nach North, 2002. Sie geht stufenweise aufwärts: Zeichen (Bits & Bytes), Daten, Informationen, Wissen, Know-how, Erfahrung, Expertise

Abbildung 1: Wissenstreppe (North, 2002)


Die Integration der Begriffe Daten, Information und Wissen in einer Wissenstreppe verdeutlicht, dass Wissen allein im Organisationskontext nicht der angestrebte Endzustand ist. Wissen gewinnt erst durch sein zielgerichtetes Management einen Wert für den öffentlichen Dienst; wenn es nämlich dazu beiträgt, die Effizienz und Effektivität der Leistungserbringung zu steigern.