Qualitatives Tiefeninterview

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Leitfaden Einordnung

Prozessschritt:
Phase 4

Wissenskontinuum:
Internalisiert

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Das Tiefeninterview ist eine bestimmte Form des Interviews, das nur einen geringen Strukturiertheitsgrad aufweist und hauptsächlich darauf abzielt, durch »Nachhaken« bestimmte Einstellungen und Meinungen zu erfragen. Es kommt überall dort zur Anwendung, wo wenig bewusstes implizites Wissen gehoben, bzw. Denk und Handlungsmuster aufgedeckt werden sollen (z. B. in der Marktforschung oder im Wissensmanagement).

Hintergrund / Herkunft[Bearbeiten]

Der theoretisch­wissenschaftliche Hintergrund des Tiefeninterviews beruht auf den in der Psychoanalyse von Sigmund Freud eingesetzten Interviewverfahren. Mittlerweile kommen Tiefeninterviews in sehr unterschiedlichen Bereichen zur Anwendung.

Zielsetzung & Einsatzmöglichkeiten[Bearbeiten]

Diese Art der Interviewführung bietet sich an, wenn besonders ergiebige und tiefgehende Inhalte aufgedeckt und das Gespräch flexibel geführt werden soll. Einzelne Interviews sind jedoch nur in geringem Ausmaß vergleichbar, wobei die / der InterviewerIn relativ großen Einfluss auf die Gesprächssituation nehmen kann.

Im Tiefeninterview kommen sogenannte projektive oder assoziative Fragetechniken zum Einsatz, mit deren Hilfe der / die InterviewerIn Zugang zu schwer verbalisierbaren Einstel­lungen und Bedürfnissen des / der Befragten bekommt. Daraus entsteht ein gemeinsamer Reflexionsprozess. Eine Aufzeichnung, Verschriftlichung und inhaltsanalytische Auswertung und Interpretation findet statt.

Es ist ein Instrument, das vor allem in der empirischen Sozialforschung und in der Markt­forschung aber auch im Wissensmanagement eingesetzt wird, um Motive und Bedeu­tungsstrukturen aufzudecken, die der befragten Person häufig nicht bewusst sind.

Mögliche Umsetzung[Bearbeiten]

Vorbereitung[Bearbeiten]

Gut geschulte InterviewerInnen sind beim Tiefeninterview besonders wichtig. Da das Interview nur eine geringe Strukturiertheit aufweist, entscheidet die Qualität der Gesprächsführung über den Erfolg des Verfahrens.

Durchführung[Bearbeiten]

Für die zielführende und erfolgreiche Durchführung ist eine fundierte Aus­bildung oder Schulung nötig. Die angewendeten Befragungstechniken wie Rekapitulation, Spiegeln, assoziative und projektive Verfahren, Laddering­-Technik oder das Aufgreifen von Schlüsselwörtern, bringen die Befragten in Erzählfluss und helfen dabei, deren Motive auf­zudecken. Die Anwendung von vorstrukturierten Interview­-Leitfäden hängt in der Praxis immer vom Gegenstand, seiner Komplexität sowie der Vorerfahrung der AnwenderInnen ab, findet im Tiefeninterview in klar strukturierter Form aber nur selten Anwendung.

Aufwand[Bearbeiten]

Je erfahrener der / die InterviewerIn, desto geringer der Aufwand dieser Methode. Neben dem eigentlichen Gespräch ist auch eine qualitativ hochwertige Nachbearbeitung und Auswertung nötig.

Literaturauswahl[Bearbeiten]

Selzer, Sabine. Leitfaden­ und Tiefeninterviews. München, GRIN Verlag, 2003.